#ETP30 : Ein Tweet- / Instawalk durch den Ernst-Thälmann-Park

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In Zusammenarbeit mit dem Theater unterm Dach und unserer Anwohnerinitiative luden die Kulturfritzen am 01. April zum dreißigsten Geburtstag des Kulturareals zu etwas ganz modernem und gleichzeitig wunderbar althergebrachtem ein – einem Tweetwalk. Was ist ein Tweetwalk? Wortwörtlich übersetzt ein Zwitscherspaziergang. Das hilft jetzt noch nicht wirklich zum Verständnis, in unserem konkreten Fall war das so: Interessierte Menschen mit Twitter-Account trafen sich (in Begleitung ihrer mobilen Telefone) vor dem Theater unterm Dach, lernen sich dabei unter Umständen auch mal physisch kennen. Aktive unserer Anwohnerinitiative kommen dazu, Marc von den Kulturfitzen begrüßt uns alle, bringt uns zusammen und versorgt uns mit einem Fact Sheet zum Ernst-Thälmann-Park Areal. Und dann geht er schon los, der Spaziergang durch das Areal. Parallel werden die Eindrücke, die sich während des Spaziergangs ergeben, festgehalten und über Twitter in das elektrische Netz gesendet – mit sogenanntem Hashtag #ETP30 – und wenn es gut läuft, dann sind wir damit für ein paar Stunden oder länger absolut hip, im Netz. Geile Sache.

Das Wetter ist unglaublich klasse, wir laufen gegen 18:00 Uhr mit dem Licht der langsam untergehenden Sonne im Gesicht los, zunächst entlang an den Grenzen des ehemaligen Gaswerks. Das Gaswerk war hier die dominante industrielle Einrichtung, von 1873 bis 1981 wurde hier aus Kohle Stadtgas erzeugt. An der Ecke Ella-Kay-Straße / Fröbelstraße gibt es einen ersten Halt; hier kollidieren drei architektonische Welten an einer kleinen Straßenkreuzung; das ehemalige Städtische Obdach Palme, erbaut 1886/7, jetzt Vivantes Krankenhaus, die Achtgeschosser der Plattenbauten aus den späten Achtzigern (die gesamte Wohnanlange, die 1982 bis 1985 auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes errichtet wurde, steht seit 2014 unter Denkmalschutz) und die beiden Neubauten „Prenzlauer Bogen“ und „Ella“, die in den letzten drei Jahren hier reinverdichtet wurden. Weiter geht es Richtung S-Bahn, die Ella-Kay-Straße hinunter, zur Grundschule am Planetarium. Und Stop. Direkt hinter der Grundschule stand einer von drei großen Gasometern, die entgegen den ursprünglichen Plänen trotz massiven Bürgerprotests 1984 gesprengt wurden. Ein irre gewordener Radfahrer fährt wild schreiend mit über 30 Sachen durch die Gruppe; der hat offensichtlich seine Tabletten nicht genommen. Nun, also kein perfekter Tag, aber as good as it gets ist aber immer noch drin. Wir blicken noch mal in Richtung Planetarium in den nordwestlichen Teil des Ernst-Thälmann-Parks, wo sich die Leute aus dem Helmholtz-Kiez in der Abendsonne auf den Wiesen tummeln. Kein weiterer irrer Biker in Sicht, gut so.

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Und weiter geht es Richtung Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park, vorbei an der 2003 aus Kostengründen geschlossenen Pumpenanlage. Am Schwimmbad machen wir unseren Agitations-und Propaganda Halt. Unsere Kampagne „*teddyzweinull – Mehr Grün Für Alle“ ist das Thema. Die Güterbahnhofsfläche hinter dem Schwimmbad entlang der S-Bahn und die Parkplätze neben der Schwimmhalle sollen bebaut werden; 600 Wohnungen, zwei Hochhäuser, das sind die Pläne des Investors und des Bezirksamtes unter Leitung von Jens-Holger Kirchner. Zum Glück sind sich die Fraktionen in der BVV im letzten Moment doch nicht einig geworden, ein städtebaulicher Wettbewerb soll nun Klarheit schaffen. Mal sehen; zumindest haben wir etwas Zeit gewonnen.

Wir wackeln nun entlang der Hochhäuser der Lilli-Henoch-Straße, vorbei an der alten Gaslaterne, rüber zum Kiezteich. Der Kiezteich sollte aus Kostengründen verschwinden und konnte seit 10 Jahren nur dank des ehrenamtlichen Engagements einiger Aktiver und der Spendenfreude vieler Anwohner bis heute erhalten werden. Wir müssen den Teich regelmäßig mit Trinkwasser befüllen; ein stehendes Gewässer schwitz halt- natürliche Verdunstung nennen das die Experten. Aber es lohnt sich! Reiher, Schildkröten, Fische, ein Hudepool im hinteren Teil, hier hat allerhand Getier Platz, und das mitten in Berlin! Ein Ort der Ruhe, zum Entspannen.

Rund um den Teich herum, vorbei an der Grundwasserreinigungsanlage steuern wir nun auf das Ernst-Thälmann-Denkmal zu. Dieses wurde am 16. April 1986 zum 100sten Geburtstag von Ernst Thälmann feierlich enthüllt, die Wohnanlage offiziell eröffnet. Gorbi war damals auch da. Das ist nun auch schon dreißig Jahre her. Die Meinungen zum Denkmal sind durchaus unterschiedlich; aber eines ist klar, es ist ein Dokument der Zeitgeschichte und die Zeit der Bilderstümerei ist vorbei; ein gelassener und aufklärerischer Umgang mit dem Denkmal ist angebracht.

Zum Abschluss des Tweetwalks geht es dann in eines der Hochhäuser der Danziger Straße, rauf in den 16. Stock, mit einer abgefahrenen Sicht auf das Kulturareal und die Parkanalage beenden wir den Spaziergang.

Jepp. Sometimes, it doesn’t get any better. Und an den Radfahrer: In Zukunft immer an die Pillen denken!

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Fotos ©: Markus Wende – www.animationsfilm.de

2 Gedanken zu „#ETP30 : Ein Tweet- / Instawalk durch den Ernst-Thälmann-Park

  1. kulturfritzen

    Liebe Leute,
    an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön für den wunderbaren Spaziergang durch „Euren“ Park. Euer Expertenwissen und Eure persönliche Sicht auf die Entwicklungen im und rund um den Park haben den Tweetwalk zu etwas sehr Besonderem für alle von uns gemacht. Ich freue mich sehr, dass alles so gut geklappt hat (Wetter inklusive), und freue mich auf ein nächstes Mal – wie auch immer das aussehen wird!
    Herzliche Grüße, Marc

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