Grünanlagen betoniert man nicht!

Gefährdete Natur: Blick auf das Planungsgelände in Richtung Planetarium

Eine Planung des Bezirks für für die Erweiterung der Grundschule im Ernst-Thälmann-Park sieht vor, das denkmalgeschützte Areal vom Park am Planetarium abzutrennen und einen großen Teil der Grünanlage zu bebauen.  Alternativen für die Erweiterung wurden nicht ins Auge gefasst. Selbst die Denkmalschutzbehörde wusste nichts davon.
Eine Erweiterung der Schule ist sicher notwendig. Zu einem deratigen Eingriff in die Natur und ein denkmalgeschütztes Gebiet, das mit dem Gelände des Zeiss-Großplanetariums ein historisches Ensemble bildet, gibt es jedoch Alternativen, die weiterhin keine Beachtung finden. Die „Anwohnerinitiative Thälmannpark“ hatte als Ausweichfläche etwa das benachbarte alte Krankenhausgelände angeregt. Die Klinik wurde von Vivantes bereits aufgegeben, doch Stadtrat Kuhn betont, das Gelände stehe „komplett unter Ensembleschutz“. Weniger wichtig scheint eine immer stärker bedrohte Stadtnatur zu sein. Laut einem Bericht des Tagsspiegels vom 28. Januar, wusste die „Denkmalschutzbehörde des Bezirks bis dato nichts von den Plänen und reagierte nicht erfreut darauf.“


Entwurfszeichnung Erschließung für den Neubau der Grundschule am Planetarium durch das Büro TOPOS

Die roten Linien zeigen schematisch die Wege, wie sie zurzeit im Bestand tatsächlich vorhanden sind.

Die Planung des Bezirks (Link öffnet eine PDF) sieht vor, 0,6 Hektar des Grünzuges, der täglich von tausenden Menschen genutzt wird, für die Erweiterung der Schule zu bebauen. Zahlreiche Bäume, Strauchwerk und ebenso für das Stadtklima wertvolle Wiesenflächen würden verschwinden. Die Entwurfszeichnung erzeugt den Eindruck, dass als Umgehung zwei bestehende Wege angeschlossen werden sollen. Einer entlang der Fernwärmeleitungen am ehemaligen Güterbahnhof. Ein zweiter Weg hinter der Schule als Verlängerung der Diesterwegstraße. Vor allem letzterer müsste erst geöffnet werden. Mit einer roten Linie sei oben im Bild einmal gekennzeichnet, wie die Wege im Bestand in etwa tatsächlich vorhanden sind. Wir zählten auf der Streckenabschnitt vor der Schule an einem Dienstag Nachmittag 490 Personen pro Stunde; an einem Sonntag Nachmittag sogar 960 Personen pro Stunde.

Die Planung des Bezirks sieht zwei Umwege vor, die aufgrund der angrenzenden Bebauung beidseitig eingezäunte Verbindungen sein werden, und von deren Nutzung man jedem Menschen in der Nacht nur abraten könnte. Diese als Ausgleichsgrün zu deklarieren, ist schon kess – für Fahrrad- und Gehwege müsste vor allem entlang der Fernwärmeleitung weitere Flächen asphaltiert werden. Hier wurden offenbar vorsorglich bereits rund 50 kleinere und größere Bäume gefällt und Sträucher gerodet. 

Zusätzlich fällt auch der öffentliche Sportplatz dem Vorhaben zum Opfer.

Städtische Grünflächen zu planieren, ist nicht nur aus Gründen einer immer bedrohlicheren Klimaerwärmung unverantwortlich. Es raubt auch zahlreichen Tieren ihren Lebensraum.

Und so ein quadratischer Kalschlag, um den man ein paar Umwege klatscht, ist kein zeitgemäßer Städtebau. Daran ändern auch hübsche Begleitmöblierungen und Parkbeleuchtungen nichts.

Planskizze aus der Ausstellung „Ernst-Thälmann-Park“ von 1978 mit den drei Gasometern (links) und fortgesetztem Grünzug (rechts). Foto: Magistrat von Berlin, Büro für Städtebau, 1978 (IRS Erkner/Wiss. Samml., Bestand Hubert Matthes)

In der Planskizze des Büros für Städtebau von 1978 ist deutlich zu sehen, dass der Thälmannpark von Anfang an gemeinsam mit dem Gebiet um das Planetaium konzipiert wurde. Als Grünzug zur Erholung der Bevölkerung und als wichtige Wegeverbindung für Fußgänger*innen. Hier kann man tatsächlich von Städtebau sprechen: sogar die weitere Umgebung wie der Anton Saefkow-Park und eine Planung zur Begrünung des Geländes, auf dem sich heute das Zementwerk befindet, flossen mit ein.

Derweil geht das Rodungs-Rodeo im Ernst-Thälman-Park in die nächste Runde. Im Ostteil der Anlage sollen schon im Februar zahlreiche Bäume fallen sowie Sträucher entfernt werden, wie der Tagesspiegel in seinem Newsletter zu gefährdeten Grünflächen im Bezirk gerade berichtete. Es steht zu befürchten, dass bei dieser Gelegenheit gleich das Gebiet für den Schul-Erweiterungsbau dem Kahlschlag zum Opfer fallen könnte und damit Fakten geschaffen würden.

4 Gedanken zu „Grünanlagen betoniert man nicht!

  1. Pingback: Geht gar nicht | *teddyzweinull blog

    1. Antonia

      Wir sammeln gerade Unterschriften für einen Einwohnerantrag. Der nächste Termin mit symbolischer Parksperrung auf dem Gelände vor der Grundschule ist am Samstag, den 6. März ab 14 Uhr. Auch zu finden unter „Termine“.

  2. Pingback: Einwohnerantrag: Thälmannpark Erhalten – Nicht Halbieren! | Anwohner-Initiative Ernst-Thälmann-Park

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