In dieser AG beschäftigen wir uns in mit dem Thema Altlasten. Wenn Sie bei unserer AG mitmachen wollen, schicken Sie einfach eine E-Mail an thaelmannpark[ät]gmx.de und wir melden uns sofort bei Ihnen.
Warum haben wir hier im Thälmannpark-Areal mit dieser Problematik zu tun?
Eine erste Übersicht finden sie hier auf der Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: Gaswerk Ernst-Thälmann-Park. Die Seiten der Senatsverwaltung wurden im Juli 2014 überarbeitet.
Das Thema Altlasten hat in der Vergangenheit immer wieder zu Irritationen und Ängsten in der Bevölkerung geführt, und wurde und wird auch immer wieder für ideologische Auseinandersetzungen seit dem Ende der DDR genutzt. Daher bemühen wir uns in unserer AG seit Februar 2013 um eine sachliche Darstellung der Altlastensituation in unserem Areal.
Der Stand der Dinge – Januar 2021:
Berlin ist als Stadt und Bundesland eigenständig für die Trinkwasserversorgung im gesamten Stadtgebiet verantwortlich. Aufgrund der jahrhundertelangen Industrialisierung besteht in Berlin in wie in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands eine prinzipielle Gefährdung durch Altlasten. Wegen der Gefährdung durch Schadstoffe aus Altlasten von Gaswerken, Industriebetrieben anderer Art, Tankstellen, Chemischen Betrieben, Reinigungsanstalten aber auch aus täglichem Eintritt von Schadstoffen durch Auto- sowie Flugverkehr ist die ständige Beobachtung des Anfalls und des Verhaltens der Schadstoffe im Grundwasser zwingend notwendig.
Deshalb wurde in der Vergangenheit eine Vielzahl von Brunnen mit Messstellen zur Beobachtung des Schadstoffanfalls geschaffen. In den letzten Jahren haben sich gravierende Veränderungen durch gesunkenen Verbrauch an Trinkwasser und gestiegenen Grundwasserspiegel ergeben – Ausbreitung und Fließverhalten haben sich verändert. Weitere Messstellen sind deshalb notwendig.
Bei starker Überhöhung von Schadstoffen ist die Errichtung von Sanierungsbrunnen und auch Reinigungsanlagen notwendig. Das trifft im Falle des Thälmannparks zu, weil hier durch das ehemalige Gaswerk die im Berliner Raum umfangreichste Benzolanlage betrieben wurde, der Austritt von großen Mengen Benzol während der Dauer des Betriebes (z.B. vermutlich während des zweiten Weltkrieges) erfolgte und die abschließende Entsorgung nach der Stilllegung des Gaswerkes unsachgemäß vonstatten gegangen ist. Die anderen ehemaligen Gaswerke Berlins werden ebenfalls mittels Messstellen beobachtet.
Immer wieder wird in den Medien das belastete Grundwasser erwähnt, wobei nicht klargestellt wird, dass im Bereich des Thälmannparks (ebenso wenig wie im weiteren Umfeld) kein Grundwasser für die Berliner Trinkwasserversorgung entnommen wird. Problematischer sind dagegen Erdaushub-Arbeiten, bei denen die Versiegelung der Kontaminationsbereiche aufgebrochen wird – Neubauvorhaben auf dem ehemaligen Gaswerksgelände sind daher nicht unproblematisch.
Der nach dem Abriss des alten Gaswerkes neu angelegte Versorgungsbrunnen des Thälmannparks, der offensichtlich im Zeitraum 2003 – 2005 stillgelegt wurde, befindet sich westlich neben der Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park (in Richtung Planetarium) auf dem nicht mehr genutzten Gelände des Grünflächenamtes Pankow. Die Notwendigkeit der Stilllegung dieses Versorgungsbrunnens für den Kiezteich im Thälmannpark ist nicht durch Gutachten belegt. Ein aus dem Jahr 2009 stammendes Gutachten erscheint nachträglich die Stilllegung zu rechtfertigen, wobei die darin nachgewiesenen Stoffe nicht aus dem Gaswerksbetrieb stammen. Das Brunnenhaus neben dem Brunnenschacht sollte nach den Vorgaben des Voruntersuchungsberichtes Thälmannpark (dort als Funktionsgebäude Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt) abgerissen werden, um einem Verbindungsweg Platz zu machen. Mittlerweile steht auch dieses Brunnenhaus unter Denkmalschutz.
Zusammenfassung:
- An der installierten Reinigungsanlage wurde im Juli 2014 eine Informationstafel angebracht, auf welcher Informationen über die Notwendigkeit des Reinigungsprozesses für jeden Interessierten ablesbar ist. Der Internetauftritt seitens der zuständigen Senatsbehörden zum momentanen Stand wurde ebenfalls im Juli 2014 aktualisiert.
- Die Beprüfung des Versorgungsbrunnens für den Kiezteich wurde von den Experten der Senatsverwaltung befürwortet. Eine entsprechende Unterstützung gegenüber dem Bezirksamt Pankow wurde zugesagt. Im Falle eines positiven Ergebnisses der Überprüfung, wenn also keine Belastung festgestellt werden kann, wird die Inbetriebnahme des Brunnens (Befüllung des Kiezteiches) befürwortet. Geklärt werden müssen dann die Kosten einer möglichen Inbetriebnahme. Stand 01-2021: mittlerweile wurde eine alternative Bewässerungslösung vorgeschlagen – eine Pflanzenkläranlage.
- Obwohl die Grundwasser-Reinigungsanlage auch weiterhin aus Sicherheitsgründen betrieben wird, bestehen nach heutigem Kenntnisstand keine Gefahren für das Schutzgut Mensch, wobei die noch vorhandenen Schadstoffe sich in bis zu 30 Meter Tiefe befinden (und daher eine Entsorgung praktisch unmöglich ist!)
- Erdaushub-Arbeiten, die in relevante Schadstofftiefen vordringen und diese mobilisieren, sind allerdings grundsätzlich problematisch, da dann bis dato versiegelte Schadstoffquellen eine finanziell aufwändige Entsorgung notwendig machen und im schlimmsten Fall auch eine Gefährdung der Anwohner bedeuten können. Hier werden die Mitglieder der AG Altlasten in Zukunft beobachtend im Areal tätig sein und im Verdachtsfall die Senatsbehörde zeitnah informieren. Hierbei sind die Erfahrungen bei der Sanierung des Spielplatzes I im Thälmannpark von Bedeutung.
- Die geplante Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofareals Greifswalder Straße (Thälmannpark- Nord) erfordert zunächst eine ausführliche Analyse der dortigen Altlasten-Situation. Aufgrund der über 100 Jahre erfolgten Verladetätigkeit von petrochemischen Erzeugnissen ist mit einer massiven Belastung (z.B. Benzol) bis in große Tiefen zu rechnen. Eine Erweiterung der Grundschule am Planetarium in Richtung Bahnfläche ohne sorgfältige Prüfung wäre höchst fahrlässig. In diesem Areal befinden sich die Überreste der drei großen Gasometer in Tiefen bis zu 9 Metern.
- Neubautätigkeiten lehnen wir daher aus Kostengründen (Aktuelle Schätzungen für die Gasometer-Flächen am Standort Schule am Planetarium gehen von über 20 Millionen Euro aus) und zur Vermeidung der Gefährdung der Anwohner ab – ehemalige Gaswerksstandorte sind kein geeigneter Baugrund!
Anfragen im Abgeordnetenhaus und Antworten zum Thema Altlasten:
- Kleine Anfrage Andreas Otto 03.05.2012
- Nicht beantwortete mündliche Anfrage Philipp Magalski 18.04.2013
- Schriftliche Anfrage Philipp Magalski 13.08.2014
- Schriftliche Anfrage Dr. Michail Nelken 18. 07.2017 – erste Stellungnahme dazu – AG Altlasten AI ETP 08.08.2017
- Schriftliche Anfrage II Dr. Michail Nelken 19.07.2017
Anfragen in der BVV Pankow und Antworten zum Thema Altlasten:
- Mündliche Anfrage Matthias Böttcher 01.03.2017
- Antwort mündliche Anfrage Matthias Böttcher von Vollrad Kuhn 08.03.2017
Dokumente:
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